Fluide Medien fungieren auch als Symbolreservoir für archaische Verschmelzungswünsche und für die Sehnsucht nach Auflösung der Ich-Grenzen. Darunter zählen auch rituelle Waschungen in denen explizit das Geschlechtsteil mit Wasser gewaschen wird. Schama bringt hierzu das Beispiel des Malers Gustave Courbet, in dessen Bildern er eine "Leidenschaft für anthropomorphe Landschaften" erkennt. Courbet malte in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts Ansichten von Wasserhöhlen. Im Mittelpunkt jedes dieser Bilder sieht man eine dunkle Öffnung. Es braucht keine überhitzte Freudsche Phantasie, um sie als Vaginalöffnungen in der Felswand zu sehen, besonders wenn Courbet etwa um dieselbe Zeit auch mindestens ein explizites Bild weiblicher Genitalien schuf. Der Künstler gab dem Bild den Titel "Der Ursprung der Welt".
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begannen mehrere französische Künstler, gegen das Ideal akademischer Regelhaftigkeit und deren sinnentleerte Bildinhalte aufzubegehren. Courbet reagierte mit mehreren, den Venus-Mythos aufgreifenden Gemälden auf die die erfolgreichen Venus-Darstellungen von Amaury-Duval, Cabanel und Baudry, die im so genannten "Venus-Salon" ausgestellt waren. Wie die Salongrößen machte er die Geburt der Venus zum Thema. Wenn er das Bild nur als "femme à la vague" bezeichnete, spielte er deutlich auf die mythische Gestalt der schaumgeborenen Venus an. Sinnfällig wird dies in der aufschäumenden Gischt. Auch die über den Kopf gehobenen Arme erinnern an die seit der Antike geläufigen Darstellungen der Venus Anadyomene, die sich das Haar wringt. Während zeitgleich Eduard Manet traditionelle Themen verfremdete, um den zeitgenössischen Geschmack zu kritisieren, zielte Courbet darauf ab, der Göttin ihre ursprüngliche Rolle als Fruchtbarkeitsgöttin zurückzugeben.